Kriegspropaganda im 20. Jahrhundert
Propaganda spielte in den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Sie wurde von verschiedenen Akteuren eingesetzt, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, Kriegsanstrengungen zu unterstützen und die Wahrnehmung von Ereignissen zu steuern. Die Geschichte der Propaganda zeigt, wie mächtig sie sein kann, um Menschen zu beeinflussen und politische Ziele zu erreichen.
Erster Weltkrieg (1914–1918)
Propaganda war im Ersten Weltkrieg für alle Beteiligten ein wichtiges Mittel, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Unterstützung für den Krieg zu gewinnen. Die Alliierten betonten die moralische Überlegenheit ihrer Sache und enthüllten die angeblichen Gräueltaten der deutschen Armee, während Deutschland sich als Opfer einer Verschwörung darstellte und die Einheit des deutschen Volkes stärkte. Auch die neutralen oder wechselnden Länder wurden von der Propaganda beeinflusst, da beide Seiten versuchten, sie auf ihre Seite zu ziehen. Insgesamt spielte die Propaganda eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Kriegsbereitschaft und der Sicherung der öffentlichen Unterstützung.
Plakate, Zeitungsartikel und Filme wurden eingesetzt, um Patriotismus zu fördern und den Kriegsgeist zu stärken. In großer Zahl entstanden in Deutschland Kriegs- und Kunstpostkarten, die von der Bevölkerung gesammelt wurden. Diese Postkarten dienten der ideologischen Einstimmung auf Themen wie nationale Einheit, gemeinsamer Kampf gegen den Feind und die enge Verbindung zwischen Front und Heimat.
Kriegspostkarten von Brynolf Wennerberg
Zweiter Weltkrieg (1939–1945)
Die Propaganda während des Zweiten Weltkriegs war umfangreich und vielfältig. Das nationalsozialistische Deutschland unter Adolf Hitler nutzte Filme, Plakate und den Rundfunk, um die Ideologie des Nationalsozialismus zu verbreiten und die Bevölkerung zu beeinflussen.
Die „Deutsche Wochenschau“ war ein wichtiges Propagandainstrument der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. Gegründet im November 1940, diente sie vor allem der Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda und feierte zunächst die Siege der Wehrmacht. Ab 1943 inszenierte sie den „großen Abwehrkampf“ und appellierte an den Durchhaltewillen der Bevölkerung. Die Wochenschau war eine halbstündige Zusammenstellung politischer, militärischer, kultureller und sportlicher Ereignisse, die stark auf visuelle Darstellungen setzte. Trotz anfänglicher Erfolge verlor sie ab 1943 an Glaubwürdigkeit, da die Realität des Krieges nicht mehr mit den beschönigenden Berichten übereinstimmte. Die Wochenschau spielte eine entscheidende Rolle in der Kriegspropaganda, konnte aber das Vertrauen der Bevölkerung nicht aufrechterhalten.
Die Propaganda der Alliierten im Zweiten Weltkrieg war von entscheidender Bedeutung, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, den moralischen Rückhalt zu stärken und die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Hier sind die wichtigsten Aspekte:
- Moralische Überlegenheit und Feindbild: Die Alliierten betonten die moralische Notwendigkeit des Kampfes gegen den Faschismus und die Achsenmächte. Sie stellten Deutschland, Italien und Japan als barbarische Aggressoren dar, die die Freiheit und Zivilisation bedrohten. Besonders hervorgehoben wurden die Gräueltaten der Nazis, wie der Holocaust, um die Dringlichkeit des Kampfes zu unterstreichen.
- Patriotismus und Zusammenhalt: Propaganda wurde genutzt, um den Patriotismus zu fördern und die Bevölkerung zu vereinen. Die Bürger wurden aufgerufen, sich für das Wohl der Nation zu opfern und den Soldaten an der Front zu unterstützen. Plakate, Filme und Radiosendungen zeigten Heldenfiguren und betonten die Bedeutung der individuellen Beiträge zur Kriegsanstrengung, sei es durch Arbeit in der Rüstungsindustrie oder Sparsamkeit im Alltag.
- Mobilisierung und Unterstützung: Die Propaganda zielte darauf ab, die Bevölkerung zu mobilisieren, sei es durch Rekrutierung von Soldaten oder durch Förderung des Engagements auf der Heimatfront. Kampagnen wie Kriegsanleihen-Werbung wurden intensiv genutzt, um finanzielle Unterstützung für den Krieg zu sichern.
- Internationale Zusammenarbeit: Die Alliierten betonten die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den verschiedenen Nationen, die gegen die Achsenmächte kämpften. Sie hoben die gemeinsame Anstrengung und das Ziel hervor, eine friedlichere Weltordnung zu schaffen.
- Verwendung von Medien: Alle verfügbaren Medien, einschließlich Zeitungen, Filme, Plakate, Radio und später auch Fernsehen, wurden genutzt, um die Botschaften weit zu verbreiten. Hollywood spielte eine wichtige Rolle, indem es Filme produzierte, die patriotische Themen und die Notwendigkeit des Krieges betonten.
Insgesamt war die Propaganda der Alliierten im Zweiten Weltkrieg darauf ausgerichtet, die moralische Legitimation des Krieges zu betonen, die Bevölkerung zu mobilisieren und den Zusammenhalt sowie die Unterstützung für die Kriegsanstrengungen zu stärken.

National Archives and Records Administration – CC0 1.0 Universal
ARC 44362, LI 242-MID-6137 – DIE DEUTSCHE WOCHENSCHAU, ca. 1943 – ca. 1944 – DVD Kopiert von Nick Stoller. Reihe: Kinofilme der G-2 Army Military Intelligence Division.

Arthur Szyk (1894-1951) Fool the Axis – CC BY-SA 4.0 DEED
Amerikanisches Propagandaplakat im Zweiten Weltkrieg, das für die Verwendung von Prophylaktika wirbt, indem es groteske Karikaturen des italienischen Faschistenführers Benito Mussolini, des japanischen Generals und Ministerpräsidenten Hideki Tojo und des deutschen Naziführers Adolf Hitler zeigt, die jeweils eine Geschlechtskrankheit darstellen.

Mémorial de Caen, France – 50029719326. WW2 Museum. – CC BY 2.0 DEED
Collage aus Kriegspropagandaplakaten und Fotos vom nationalsozialistischen Deutschland, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und der Sowjetunion. Foto aufgenommen im Mémorial de Caen, Frankreich.
Das Mémorial de Caen ist ein Museum und Kriegsdenkmal in Caen, Normandie, Frankreich, das an den Zweiten Weltkrieg und die Schlacht um Caen erinnert. Ganz allgemein ist das Museum der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts gewidmet, wobei der Schwerpunkt auf der Zerbrechlichkeit des Friedens liegt. Es soll „der Stadt der Befreiung Tribut zollen“, aber auch „die schreckliche Geschichte des 20. Jahrhunderts im Geiste der Versöhnung erzählen“.
Der Kalte Krieg (1947–1991) – Machtverhältnisse und Propaganda
Der Kalte Krieg war ein jahrzehntelanger Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA (NATO) und dem Ostblock unter sowjetischer Vorherrschaft (Warschauer Pakt). Es war ein erbitterter Machtkampf zwischen zwei konträren politischen und wirtschaftlichen Systemen – Kapitalismus gegen Kommunismus.
Militärische Kräfteverhältnisse
- Die NATO und der Warschauer Pakt rüsteten massiv auf und standen sich mit gewaltigen Militärapparaten gegenüber.
- Der Warschauer Pakt war dem Westen zahlenmäßig weit überlegen – mit Millionen Soldaten, Panzern, Raketen und Artillerie.
- Die Sowjetunion verfolgte eine Offensivstrategie für einen möglichen Angriff auf den Westen.
- Beide Seiten drohten mit dem Einsatz von Atomwaffen zur „Abschreckung“.
Gegenseitige Propaganda
- Der Westen stellte den Warschauer Pakt als Bedrohung und Unterdrücker der Freiheit dar.
- Die Sowjetunion beschrieb die NATO als aggressives, imperialistisches Bündnis.
- Beide Seiten versuchten, die Überlegenheit des eigenen Systems zu propagieren.
- Es gab gezielte Desinformation, Zensur und Aufrüstungsrhetorik auf beiden Seiten.
Der Kalte Krieg war eine Zeit der maximalen Konfrontation, in der beide Lager mit militärischer Stärke und Propaganda um die globale Vorherrschaft rangen, bis 1991 der Zusammenbruch der Sowjetunion erfolgte.
NATO und Warschauer Pakt – Truppenstärke 1973 – CC BY-SA 3.0 DEED

Bundesarchiv, Bild 183-U1007-0009 / Wolfgang Kluge – CC-BY-SA 3.0
Eine Ehrenparade der NVA zum 30. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1979 in Berlin war ein beeindruckender Auftakt des Jubiläumstages. Das Foto zeigt eine Formation Fla-Raketen der Luftverteidigung vor der Ehrentribüne.
Aktuelle Konflikte und Kriege
Die Methoden der Propaganda haben sich im Laufe der Zeit verändert, doch ihre Wirkung ist ungebrochen. Auch heute noch werden Kriege und politische Agenden durch geschickte Propaganda verkauft und verschleiert. Es ist wichtig, kritisch zu sein und sich bewusst zu sein, wie Informationen präsentiert werden, um sich eine fundierte Meinung bilden zu können.





